Noch gravierender als die direkten Kosten sind oft die indirekten Folgen einer schlechten Hausverwaltung. Diese Kosten sehen Sie nicht unmittelbar in der Jahresabrechnung, aber sie wirken sich nachhaltig auf Ihr Vermögen aus.
Wertverlust der Immobilie
Der Wert Ihrer Immobilie hängt maßgeblich von ihrem Zustand ab. Eine gute Hausverwaltung sorgt für rechtzeitige Instandhaltung und plant vorausschauend notwendige Sanierungen. Eine schlechte Verwaltung lässt die Immobilie verkommen, bis teure Notmaßnahmen unvermeidlich werden.
Die Folgen sind sichtbar: Das Dach wird nicht rechtzeitig gewartet, wodurch Feuchtigkeit eindringt und Folgeschäden entstehen. Die Fassade bröckelt, weil kleinere Risse nicht ausgebessert wurden. Das Treppenhaus macht einen verwahrlosten Eindruck, weil Reinigung und Pflege unzureichend sind. Der Aufzug fällt regelmäßig aus, weil Wartungen verschleppt wurden.
Jeder dieser Punkte mindert den Wert Ihrer Wohnung. Studien zeigen, dass der Zustand des Gemeinschaftseigentums bis zu 15 Prozent des Immobilienwerts ausmachen kann. Bei einer Eigentumswohnung im Wert von 300.000 Euro sind das bis zu 45.000 Euro Wertverlust – deutlich mehr als jede noch so hohe Verwaltergebühr. Beim Verkauf merken Sie es dann: Potenzielle Käufer drücken den Preis wegen des offensichtlichen Sanierungsstaus, oder die Wohnung lässt sich überhaupt nicht verkaufen.
Rechtliche Risiken und Haftungsfälle
Eine inkompetente Hausverwaltung produziert rechtliche Risiken, die am Ende die Eigentümer ausbaden müssen. Fehlerhafte Jahresabrechnungen führen zu Rechtsstreitigkeiten mit Eigentümern, die Sie Zeit, Nerven und Anwaltskosten kosten. Beschlüsse werden nicht korrekt gefasst oder protokolliert, wodurch sie anfechtbar werden und später wieder aufgehoben werden müssen.
Besonders teuer wird es, wenn Verkehrssicherungspflichten verletzt werden. Die Hausverwaltung kümmert sich nicht um den Winterdienst, jemand stürzt auf dem vereisten Gehweg und verletzt sich – die WEG haftet. Brandschutzvorschriften werden missachtet, im Ernstfall zahlt die Versicherung nicht. Notwendige Prüfungen von technischen Anlagen werden versäumt, wodurch im Schadensfall Regressforderungen drohen.
Auch steuerlich kann eine schlechte Verwaltung für Probleme sorgen. Werden Einnahmen und Ausgaben nicht korrekt dokumentiert, kann das Finanzamt die steuerliche Anerkennung verweigern. Umsatzsteuervoranmeldungen werden zu spät oder fehlerhaft eingereicht, wodurch Säumniszuschläge anfallen. All diese rechtlichen Risiken können zu erheblichen Kosten führen, die weit über die normale Verwaltergebühr hinausgehen.
Verschleppte Instandhaltung und Notfallkosten
Der vielleicht größte Kostentreiber ist die verschleppte Instandhaltung. Eine vorausschauende Verwaltung erstellt einen langfristigen Instandhaltungsplan, baut ausreichende Rücklagen auf und kümmert sich um Wartungen, bevor größere Schäden entstehen. Eine schlechte Verwaltung reagiert erst, wenn es zu spät ist.
Das Resultat sind Notfallreparaturen, die ein Vielfaches von geplanten Instandhaltungsmaßnahmen kosten. Die Heizung fällt mitten im Winter aus, weil die Wartung versäumt wurde – statt 500 Euro für die Wartung zahlen Sie jetzt 8.000 Euro für eine Notfallreparatur plus Folgeschäden durch eingefrorene Leitungen. Das Flachdach wird nicht rechtzeitig saniert, bis es durchregnet – aus 15.000 Euro für eine planmäßige Sanierung werden 40.000 Euro für eine Notreparatur plus Schäden in den darunterliegenden Wohnungen.
Besonders teuer wird es, wenn aus kleinen Problemen große werden. Ein undichtes Fenster wird nicht repariert, Feuchtigkeit dringt über Jahre in die Fassade ein, bis die gesamte Außenwand saniert werden muss. Ein tropfender Wasserrohr wird ignoriert, bis ein Wasserrohrbruch die gesamte Wohnung unter Wasser setzt. Diese Folgekosten entstehen direkt durch die Untätigkeit der Verwaltung und wären durch rechtzeitiges Handeln vermeidbar gewesen.
Konflikte und Zeitverlust
Ein oft unterschätzter Kostenfaktor ist der immense Zeitaufwand, den eine schlechte Hausverwaltung bei den Eigentümern verursacht. Ständige Rückfragen, weil Informationen fehlen. Endlose E-Mail-Korrespondenz, weil einfache Dinge nicht erledigt werden. Eigentümerversammlungen, die sich über Stunden ziehen, weil die Verwaltung unvorbereitet ist. Konflikte zwischen Eigentümern, weil die Verwaltung nicht vermittelt.
Auch wenn Ihre eigene Zeit nicht direkt in der Abrechnung auftaucht – sie hat einen Wert. Wenn Sie monatlich mehrere Stunden damit verbringen, der Hausverwaltung hinterherzulaufen, Fehler zu korrigieren oder Streit zu schlichten, kostet Sie das Lebenszeit und Lebensqualität. Für Eigentümer, die beruflich stark eingespannt sind, kann dieser Faktor durchaus zu bezifferbaren Opportunitätskosten führen.
Die angespannte Atmosphäre in der Eigentümergemeinschaft ist ein weiterer indirekter Kostenfaktor. Wenn permanent Streit herrscht, Eigentümer gegeneinander arbeiten und jede Entscheidung zum Konflikt wird, leidet die Funktionsfähigkeit der WEG. Notwendige Investitionen werden blockiert, die Immobilie verfällt weiter, und im schlimmsten Fall kommt es zu teuren Gerichtsverfahren zwischen Eigentümern.